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Worum geht es eigentlich?

 


 

 1. Nichts ist unveränderlich. 

Es gibt kein Schicksal, das den freien Willen ausschließt. Auch nicht in der Astrologie. Das Grundhoroskop, das aus der Stellung der Planeten im Tierkreis zum Zeitpunkt der Geburt (eines Ereignisses oder Menschen) besteht, ist zwar unbedingt das Working Basic jeder Deutung.

Aber es beschreibt lediglich die "natürlichen Tendenzen" = die automatisch aufscheinende Anlage einer Sache oder Person. Und zwar so, wie sie sich zeigen wird, wenn der/die Betreffende unbewusst agiert und - zunächst mal - ohne Bezugspunkt ist. Bzw: Ohne jemanden oder etwas gegenüber, der oder das ihn beeinflußt und auf ihn rückwirkt. Wie genau das wiederum passiert, kann die Astrologie auch - unter Einbeziehung des jeweils anderen Radix - herausfinden.

Die erste Stufe der Beratung dreht sich meist um unsere Gewohnheitsmuster, Anlagen und spontanes Verhalten und Sein. Wir sitzen jahrzehntelang im Dunkeln, leben vor uns hin, finden uns rührselig, bösartig oder viel zu begriffsstutzig und wissen bei all dem nicht, wie uns geschieht. Wieso bin ich nur so? Das ist in Sinnkrisen stets die Frage. Natürlich gibt auch darauf die Astrologie eine Antwort, aber viel wichtiger ist es für den Astrologen darauf hinzuweisen, dass all das

a) kein Gottesurteil, aber 

b) auch nicht mühelos änderbar ist.

Man kann eine andere Ebene der eigenen Anlage wählen, die man zumeist erst durch die Astrologie kennenlernt. Was nicht geht, ist, sein eigenes Chart loszuwerden. Das wäre, als ob man sich selbst aus seinem Leben streicht. Aber es gibt viele, noch unbekannte Optionen. Da wir alle mit einer Tendenz zu bestimmten Eigenschaften (und damit auch prognostizierbaren Verhaltens-Reflexen) zur Welt kommen - das haben Entwicklungsforscherund Mediziner (Genetik!) hinlänglich beschrieben - die sich im Laufe eines Lebens verfestigen oder abgemildert bzw. sogar aufgelöst werden können, haben wir alle auch eine gewisse Neigung, das ICH BIN immer wieder wie einen Stempel auf die Ware EGO zu drücken.

Dabei ist das Horoskop nun keine begrenzende Angelegenheit, sondern gibt nur die Richtung unserer Talente, Risiken, Verhaltenswege und anderer Gewohnheiten und "Mitbringsel" an. Die sind aber nie statisch, sondern immer in Bewegung. Will sagen, dass einerseits alles, was erscheint, bestimmte Qualitäten, Entwicklungsmöglichkeiten oder -hindernisse aufweist. All jene sind recht sicher aus einem Chart herauszulesen, aber niemals im Sinne einer Rollen-Verordnung ewig festzuschreiben. Andererseits ändert es sich mit jedem ANDEREN, dem wir begegnen. Auch das können wir lesen, indem wir Zeit-Qualität oder das Chart eines Menschen auf unseres beziehen. Beziehung schafft Verbindung schafft neues Dasein. Hier oder dort. Gib Gelb zu Blau, macht Grün. Wer will das bestreiten?

Jeder gute Astrologe ist sich darüber bewusst, dass etwas, was er dem Klienten über sich und andere und gegenseitige Re-Aktionen sagt, unter Umständen dessen Klischee über sich selbst bedient. Festnagelt. In die Wirklichkeit hämmern kann. Manchmal soweit, dass es in Gefahr kommt, noch statischer zu werden als ohne die Astrologie. Wir Menschen sind ohnehin geneigt, an fixen Bildern über uns selbst und das Lebenfestzuhalten. Andererseits kann man astrologisch viel dazu beitragen, dass der Klient Chancen und Risiken seiner Entwicklung früh erkennt und bewusst und so neugierig verfolgt, dass sich seine Wege tatsächlich zum Positiven oder wenigstens in Richtung auf größtmögliche Konstruktivität hin verändern.

Wenn ich also einen starken Mars im Radix- (=Wurzel) -Horoskop mitbekommen habe, zeigt das nicht gleich den größtmöglichen Bösewicht in mir, selbst wenn meine Umwelt mich oft so erleben mag. Darunter, in der Tiefe, die Astrologie mir öffnet, kann ich nämlich mit Hilfe des Astrologen erkennen, was die Grundlage jeder (und damit auch meiner) Wut ist. Nämlich ein ausgewiesen reflexhafter und von Geburt an ausgeprägter Handlungsimpuls, der so lange eingeengt, verschoben oder durch Erziehung zerlegt wurde, dass er sich bis zum Zorn steigern musste, um in die Wirklichkeit kommen zu können. So macht mir die Astrologie ein Geschenk, unter der Oberfläche eines für mich und die Welt schwierigen "Charakterzuges" ausnahmslos dessen positive Mitgift zu entdecken, etwas, was ich der Welt zu geben habe und was mir vielleicht selbst noch gar nicht bewusst ist.

Die Sturheit, Berechenbarkeit und Gefallsucht einer eher destruktiv ausgelebten Stier-Anlage andererseits, zum Beispiel, versteckt oft als Grund-Talent  eine bisher nicht auslebbare, unbewusste Tendenz zu großer Konsequenz, lebens-erleichternder Absicherung im Stofflichen und tiefer Sinnlichkeit, die auch dem Umfeld das Leben erleichtern kann. Sobald ich ein Gefühl dafür bekomme, das bestimmte Charakterzüge schlicht meiner natürlichen Absicht, meinem Fluss, meiner speziellen Gabe entsprechen, deren positiver Ausdruck nicht willkommen geheißen wurde und sich dann deutlicher (und u.U. anstößiger) Bahn bricht, verschafft mir der neue Blick mehr Handlungs- und Empfindungsspielraum. Auch für ungeliebte und angefeindete Seiten meiner selbst.

Kann ich die laute, wütende Variante meines hyperaktiven Mars gelassener experimentierend beobachten und jedes Mal, wenn ich sie bemerke, analysieren, an welcher Stelle ich zuvor meinen Handlungsimpuls (ebenfalls Mars) übergangen habe, finde ich Stück für Stück zu einem angemessen Ausdruck des Mars-Prinzips zurück. Einen Ausdruck, der andere nicht verletzt und mich selbst stärker, selbstbewusster und im guten Sinne kriegerisch macht. Das erspart mir möglicherweise sogar eine Menge Geld für einen jahrelang beschäftigte Therapeuten.

 

2. Nichts dauert ewig. 

Dass Veränderung das einzig Sichere innerhalb zeitlicher Verläufe ist, spiegelt sich auch im Bereich der astrologischen Transite der Planeten. Sie bezeichnen Zeitfenster, während derer ein laufender Planet einen anderen aus dem Geburtshoroskop in berechenbaren Winkeln überläuft oder beleuchtet. Damit das astrologisch eintritt, muss der Planet diese Beziehung zu dem betreffenden Geburtsplaneten aufnehmen. In der Grundanalyse des Geburtscharts ist es angeraten, sich zunächst auf die traditionell großen Aspekte (0 Grad/Konjunktion, 180 Grad/Opposition, 90 Grad/Quadrat, 120 Grad/Trigon, 60 Grad/Sextil, 150 Grad/Quinkunx, sowie die Spiegelpunkte über die Achsen 0 Grad Widder bzw. Krebs) zu beschränken. Innerhalb der Phasen, in denen solche Winkel zu unseren Planeten bestehen, kommt es zu einer erhöhten Chance für Veränderungen und neue Weichenstellungen.

 

Dabei bin ich nicht der Ansicht wie einige andere Astrologen, dass aus dem Horoskop nur das herauskommen kann, was bereits als Anlage darin steckt. Das hieße: Wenn sich Mars nicht schon zu Saturn in einem Geburtsaspekt befindet, wird der Transit ohne große Spuren an einem ablaufen. Nach meiner Erfahrung verhält es sich eher umgekehrt: Wenn Mars und Saturn im Geburtschart bereits in Beziehung treten, kennt der Klient das durch die Planeten angezeigten Energiemuster bereits recht gut und wird den Transit, der sie nur in einen anderen Aspekt zueinander bringt, mit einem "alten" Gefühl durchleben. Kurz, er ist ganz gern blockiert. Sicher wird sich innerhalb dieses Zeitfensters der Ausdruck der Energiefusion relativieren, verändern, eventuell auch komplett erneuern.

 

Demgegenüber erlebt jemand, der bisher Saturn nur als Saturn und Mars nur als Mars kannte, oft den brandneuen Einfluss unter Umständen viel schärfer, abgegrenzter und härter als Transite ohnehin bezogener Planeten. Das führt häufig zu Knalleffekten, wie sie andernfalls nicht vorkommen, da eine andere Variante gleicher Aspektierung oder Häuser-Anlage manchmal schlicht gar nicht mehr auffällt. Garantiert ist mit Blick auf Transite, dass alles enden muss, wie alles anfängt. Der Klient, der sich trostlos fühlt, weil der Saturn den Merkur beleuchtet, benötigt die Perspektive dafür, dass das, was geschieht, seiner Entwicklung nützt, und vor allem WIE GENAU und WIE LANGE. Damit er nicht in der scheinbar endlosen Wüste seiner Veränderungs-Sprünge verloren geht. Mir hat es geholfen, mir bei meinen eigenen Transiten immer wieder bewusst zu machen, dass tatsächlich nichts von Dauer ist, was auf dieser Erde stattfindet. Selbst die Phasen der Veränderung, die manchmal so schwierig zu bewältigen sind, enden. Wann, sagt und sieht die Astrologie. 

3. Nichts ist so eindeutig wie es scheint.
 
Unser Leben hat so viele Dimensionen, weshalb es auch so verführerisch ist, sie aus Gründen der Übersichtlichkeit und aus dem Wunsch heraus, nicht in ihnen zu ertrinken, kleiner zu machen als sie sind. Das führt manchmal dazu, dass Astrologen ihre Lieblings-Deutungen immer wieder für bestimmte Konstellationen heranziehen, auch wenn es dem Klienten unangenehm ist. Hier tappe ich selbst immer wieder gern in die Falle des Pluto (das heißt, der bequemen Fixierung eigener Vorstellung, die für fremdes Leben gültig gemacht wird). Es ist aber Folgendes unabdingbar zu begreifen
 

a) Wie oben, so unten - inflationär, aber kein Schlagwort

Denn diese Einsicht hat astrologisch durchaus ihre Gültigkeit. Man kann jeden Aspekt und jede Konstellation in vielen Dimensionen lesen. Merkur im Chart bezeichnet einen Analogien-Pool. Er kann für das Denken generell ebenso stehen wie für die spezifische Idee, die kleine Reise wie für die Nervosität, für das Schnellfeuer aus Worten wie körperlich für die Haut. Daher ist es wichtig, nicht nur auf allen Ebenen der astrologischen Auslegung (von der hoch angesiedelt geistigen über die emotionale bis hinunter zur körperlichen) firm zu sein, sondern auch Klienten Angebote zu machen. Wie kann er - bisher gewöhnt an einen bestimmten Ausdruck (Motto: Bei Mars-Pluto immer Kopfschmerzen) - auf eine andere Ebene wechseln und das dahinterliegende Geschenk (siehe 1) endlich wahrnehmen, auspacken und anwenden?

 

In der asiatischen Elemente-Astrologie gehört es zum Standard, die Multi-Dimension des Kosmos zu respektieren, indem man den Menschen auf der Ebene abholt, auf der er sich befindet. Aber eben nur abholt. Das Ziel der ganzen astrologischen Veranstaltung besteht darin, den Einzelnen zu seiner Ganzheit mit all ihren Möglichkeiten zurückzuführen, statt - wie in westlichen Kreisen üblich - Einzelaspekte zu herauszunehmen und auf der Ebene der Erscheinung zu verarzten. Dabei hat es sich auch in der hiesigen Astrologie als sehr hilfreich erwiesen, an einem Punkt der Entwicklung anzusetzen (beispielsweise den Pusteln, die nach dem Baden immer auftreten) und den Menschen zu dem dazugehörigen, darunter liegenden Merkur-Neptun-Uranus-Aspekt zu führen. Der vielleicht auf einer ganz anderen Ebene als der von Hautcreme oder Atemübungen gegen den Stress gelöst werden kann.

 

Man spricht dann diese gewisse, angeborene Transzendenz (wahlweise Diffusität) des Denkens an, die unberechenbar auftreten kann und eigenartigerweise stets von Pusteln nach dem Baden abgelöst wird. Es sind ganze Komplexe, ausnahmslos, die von den verschiedenen Lesarten der Konstellationen beschrieben und durch unterschiedliche Brillen entschärft oder effektiv gemacht werden können. Hier kommt es darauf an, das Individuum in seiner unverwechselbaren Anlage kennenzulernen und dann das homöopathische Prinzip anzuwenden: Gleiches wird mit Gleichem geheilt. Oder zumindest erleichtert. Die schwersten Auswirkungen eines Mars-Pluto (zum Beispiel ein wütend ausgebrochenes Geschwür) mit Mars-Pluto. Zum Beispiel einer Lenkung des Bewusstseins dahingehend, dass der Klient vielleicht ein kleines Bisschen zu viel Zorn nicht wahrhaben mochte im Verlauf seines bisherigen Lebens. Was er auch weiter so betreiben kann, wenn er nur einen anderen Mars-Pluto-Ausdruck, nämlich seine körperlich eruptive Energie und seine Faszination für fixierende Leidenschaften aller Art mit wahrnimmt. Und in seinem Leben konstruktiv zu installieren beginnt.

 

In diesem Zusammenhang gilt ohne jeden Seitenweg astrologisch Mikrokosmos=Makrokosmos. Was sich in der Umwelt des Klienten abspielt, er aber nicht als ihm zugehörig begreift, spiegelt sich als Abspaltung in jeder seiner Körperzellen. Und auf jeder dieser Ebenen kann der Astrologe Angebote machen, die alle betroffenen Planeten-Themen integrierbar und vor allem als Geschenke nutzbar sein lässt. Wenn er umfassend arbeitet. Was auch keine Selbstverständlichkeit ist.

b) Es gibt kein Du ohne ein Ich, das ein Du definiert. 

Es existiert keinerlei Qualität eines Verhaltens ohne ein Urteil, das darüber gefällt wird. Also existiert keine Verhaltensqualität ohne jemanden, der ihr einen Namen gibt. Was ich als Astrologe im Klienten sehe, muss nicht mit der Wahrheit des Klienten über sich übereinstimmen. Und das ist weder mein, noch sein Fehler. Es ist überhaupt kein Fehler, sondern nur das Zwei-Personen-in-einem-Zimmer-Prinzip. Fragt man die eine, was sie sieht, sagt sie "Ein Fenster!" Fragt man die andere, antwortet sie: "Nein, zwei Fenster!"

Das Problem ist hier nicht eine nicht festmachbare Faktizität, sondern ganz einfach die Blickrichtung, die offenbar konträr ist. Denn beide haben Recht und es befinden sich drei Fenster im selben Raum - nur dass unsere Augen leider unfähig sind, 360 Grad zu erfassen, wenn wir nicht den Kopf drehen möchten. Im Gegensatz zu den Ohren. Mensch denkt und sieht voraus. Wenn er sich ständig erinnern sollte, hätte er auch rückwärtig Augen. Insofern stellt es sich oft als hilfreich für Astrologen, Klienten und den Rest der Welt dar, die verschiedene Seiten derselben "Sache" (einer Lebenssituation oder eines spezifischen Lebens) zu betrachten, öfter mal links und rechts am Wegesrande metaphorisch anzuhalten und den Kopf vom anvisierten (Denk-)Ziel wegzuwenden.

Letztlich ist jede Positionierung, jede Sicht eine Entscheidung für ein Modelll. Dessen müssen wir uns gewahr bleiben. Gerade die Astrologie bietet so viele wunderbare Auswege aus unseren kleinen Vorstellungskäfigen, dass es Hybris wäre, weiter allein unserer Denkmechanik zu folgen, die vielleicht liebgewordene Gewohnheit ist, zu selten aber der "ganzen Wahrheit" entspricht. Diese wiederum setzt sich wie ein Mosaik aus Milliarden von Faktizitäten und Subjektivitäten zusammen. Natürlich leben wir in einem gemeinsamen Kulturraum, der bestimmte Tatsachen "for granted" nimmt, also als garantierte Belege einer geteilten Realität. Natürlich können zehn Menschen dasselbe bezeugen (dass zum Beispiel ein Auto gerade mit Vollgas in eine Schaufensterscheibe gefahren ist), aber warum es das getan hat, wird zur kritischen Sollbruchstelle.

Weil der Fahrer die Augen geschlossen hatte. Er schlief, meint der eine Beobachter. Die Bremsen haben gequietscht, sie müssen versagt haben, sagt der andere. Ich kenne den Mann, der hatte Beziehungsprobleme. Er hat sich umbringen wollen, sagt der dritte. Wer weiß, was richtig ist. Das im Auge zu behalten, ist es, was uns Astrologen vor der Arroganz schützt, besser als unsere Klienten Bescheid zu wissen über deren Leben. Und uns als Klienten, Menschen, die einfach ihr Leben leben oder Beteiligte an vermeintlichen Faktizitäten davor, zu unbedacht in die Winterstarre des "Heureka - ich hab's begriffen!" zu verfallen. Die sich dann später als Lebenshindernis, Falle des Selbst oder Spielwiese des Ego entpuppt. Nicht als Meilenstein bei der Lösung jedweder Probleme oder auf dem persönlichen Weg der Entwicklung.

 

4. Nichts was ein Problem zu sein scheint, ist nur ein Problem. 

Nehmen wir die Schwierigkeit, die jeder Mensch mit dem Mechanismus der Projektion hat. Alles, was mir am anderen als stark ihm zugehörig auffällt, heißt es, liegt auch in mir selbst. Dass der beliebte Mechanismus der Projektion, die in der Psychologie eine so große Rolle spielt, bei der Nutzung oder Anwendung der Astrologie zum Stolperstein werden kann, läßt sich auf die Möglichkeit zurückführen, astrologisch Projektionen so schnell dingfest machen zu können. Im dritten Quadranten des Horoskops erleben wir oft das, was zu uns gehört, als etwas, was uns von Außen entgegenkommt. Wir veräußern quasi die Planeten, die sich in diesem Bereich empfinden, wir empfinden sie als das, was nicht uns ausmacht, sondern die anderen.

Wenn ich jemanden berate, dessen Mars im 7. Haus, also im wichtigsten Du- oder Beziehungsbereich, steht, ist es natürlich, dass mir auffällt, er könne möglicherweise seinen Mars projizieren. Traditionell gelten solche Aspekte als begegnungs-aggressiv und sind es oft auch. Der Eigner sendet also ständig, ihm selbst unbewusst, ärgerliche Signale aus, die in Begegnungssituationen zu Irritationen beim anderen führen. Mache ich dem Klienten nun klar, dass er die Aggression, die er auf Schritt und Tritt bei anderen feststellt, leider nur projiziert (was zwar zweifellos der Fall ist), kann ich leicht vergessen, dass er den Mars ja tatsächlich im 7. Haus hat und dementsprechend zwar sein Gegenüber und nicht sich selbst als latent wütend erlebt, aber dass mit dieser Marsstellung auch einhergeht:

Seine Gegenüber sind wirklich aggressiv. Es ist also keine blanke Einbildung, die auf ein Defizit des Klienten zurückzuführen ist. Wenn diese Wechselwirkung nicht im Mittelpunkt der Beratung steht, stehen am Ende alle konfus da. Missverständnissen sind Tür und Tor geöffnet. Es gilt also, die Wahrnehmung des Klienten sowohl zu bestätigen, als auch zu ihm selbst zurückzuführen. Vermutlich geht der Mechanismus so einer doppelten Projektion darauf zurück, dass sich Topf und Deckel immer an genau den Stellen im Lebensplan treffen, wo es nötig ist, sich gegenseitig derart in die Enge zu treiben, dass eine Auflösung der Schwierigkeit jedes Einzelnen überhaupt erst möglich gemacht wird. Ohne Bewusstsein für das Problem keine Lösung. Also muss das Bewusstsein im Menschen prioritär hergestellt werden. Und das geschieht am einfachsten, sobald etwas stört.

Konstruktive Anwendung von Astrologie wirbt für ein gesundes Sowohl-Als-Auch. Das bedeutet: Das Problem ist gleichzeitig immer ein Fortschritt. Mithilfe von Problemen lösen wir uns aus festgefahrenen Situationen, passen unsere Wahrnehmung der Wahrnehmung der anderen an und erhalten so einen effektiveren Blickwinkel auf ein Dasein, das eben nicht alles oder gar nichts ist. Mitnichten. Sondern eine Suppe aus vielen Halb- und Ganzheiten. Ich werde, das stellt sich beim Vergleich meines Horoskops mit dem meiner liebsten Menschen heraus, in ihrer Anwesenheit zu einem anderen, als ich für mich allein bin. Denn ihre wichtigen Planeten  stehen häufig in genauen Winkeln zu meinen, was Züge in mir auf- oder ausbläst, die mir sonst zur zweiten Haut geworden sind.

Die Bereiche, für die meine betroffenen Planeten stehen, werden besonders prominent, wenn diese Menschen bei mir sind, während sie sonst eine Nebenrolle spielen. Die gute Nachricht: Das alles passiert sowieso. Auch ganz ohne Astrologie. Aber es ist eine große Hilfe, solche Wechselwirkungen, die das Netz unserer Wahrnehmung und damit unser ganzes Leben prägen, astrologisch unterstützt schnell und sicher zu erkennen. Damit ist nichts, was sich vielleicht als Problem zeigt, in Beziehungen oder auch allein mit mir, wirklich eins. Sondern lediglich ein weiterer Schritt hin zu mir und meinem Sein in einer Welt, die mir und der ich antworte. Womit ich sie und mich in jeder Minute neu, als anders reagierend, erfinde. 

Auf diese Weise unterstützt Astrologie mit ihrem klaren Blick für Verhältnisse darin, täglich wieder die besondere Frische zu erfahren, die in einem Leben liegt, dessen Türen eben nicht durch einen immer gleiche Bewertung vermeintlich gleicher Verhältnisse verschlossen werden.

5. Nichts ist wirklich, alles nur demokratische Vereinbarung, aber achte auf die FAKTEN! 

 

Wie in benachbarten Wissenschaften auch (ob nun etablierter Art oder nicht) gibt es auch in Astrologen-Kreisen genug Debatten über die eine oder andere Art, das Wissen anzuwenden, Konstellationen zu deuten, über Wahrheit, Wirklichkeit und letzte Erkenntnis. Das ist üblich, fordernd und gut so. 

Denn nur auf diese Art kann sich etwas, was nicht in Stein gemeißelt auf einer Grabstätte steht, vital und großzügig gegenüber Einwänden entwickeln, die vielleicht eben der gerade fehlende, neue Ansatz sind. Solange wir Systeme anwenden - ob es die Sprache ist, die nur versteht, wer sie gelernt hat, die Physik, die Philosophie oder Medizin, die Ordnung in unserer Wohnung oder die Schleife, um uns die Schuhe zu binden - werden wir akzeptieren müsseen: Es gibt andere Systeme, die sich als genauso wahr,schlüssig, ergebnis-freundlich und real herausstellen können. Auch wenn sie dem unseren widersprechen. So wild, so ungeordnet und gegenteilig ist es, das Leben. Ich kann dich lieben. Und hassen kann ich dich auch. Manchmal liegt nicht mal Zeit dazwischen. Das Wissen, dass selbst die uns umgebende Welt letztlich nicht mehr ist als jene, nun mehrfach benannte (Sicher doch, Mantras wirken!) demokratische Vereinbarung über Logik und Kausalität von Erscheinungen, erleichtert ungemein. Dieser Planet war zunächst eine flache, gefährliche Scheibe, weil wir sie so sahen, dann eine Kugel, mit der wir geistig spielen wollten, weil wir Instrumente erfanden, das zu messen, morgen wird sie Virtualität sein, weil wir ihre verborgenen Ecken aus noch dunklerer Materie erstmalig entdecken. Durch solche Ansätze erleiden Menschen eine tröstliche Flucht aus der vermeintlichen Sicherheit des Fassbaren.

Dinge in Frage zu stellen, tut gut. Auch unsere eigenen Dinge. Es wirkt wie eine Art Kondom gegen jede Form von Übertreibung bei der Durchsetzung der Subjektivität, die gern zu Jammern und Wehklagen führt. Deshalb werden unsere demokratischen Vereinbarungen über die Wirklichkeit, die wir Fakten nennen, nicht weniger wichtig.  Das ist ein Fliegenpilz! Den darfst du nicht essen, Sabinchen! Vielleicht ist in einem virtualisierten Kosmos, in dem Sabinchen gelernt hat, seinen Körper so wenig wahrzunehmen, dass es Fliegenpilze ohne Anzeichen des nahenden Todes verdauen kann, Respekt für die real existierende, relative Wirklichkeit nicht allzu notwendig. Aber noch sind wir alle soweit nicht. Noch leben wir hier, ziemlich unverwirklicht und müssen mit dem umgehen, was der Rest der Welt als Minimalkonsens für sicher oder unsicher, gefährlich oder ungefährlich, notwendig oder nicht hält. Wir sollten versuchen, Sabinchen so weit wie möglich vor den Folgen unguter Handlungen zu schützen. Und uns auch. Da muss man nicht erst das Karma bemühen. Naturgesetze reichen.

Das ist nicht nur sozial kompatibel, sondern unter Umständen auch lebenswichtig. Die Yuppie-Esoterik mit ihren Modeklischees war eine Ausgleichsbewegung zu der langen Phase wissenschaftlicher Aufklärung in der Zeit davor. Und damit nötig, aber genauso übertrieben wie die Heiligung der Ratio. Diese leicht degenerierte Form von Innenschau allzu stark mit der Astrologie zu vermischen, die sich immer an gelebtem Leben orientiert hat, ist nicht nur kontraproduktiv, sondern auch unfair gegenüber einem Denksystem, das aus sehr praktischen und faktischen Sonnen- und Mond-Auf- und Untergängen überhaupt erst seine Berechtigung zog. 

Dass alles eins ist, bedeutet im Umkehrschluss nicht etwa, dass eins im Sinne eines überstarken Astrologen-Ego immer alles sein kann. So ein Anspruch spiegelt höchstens den verqueren, magischen Versuch, sich über die Grenzen dessen zu erheben, was vernünftig, praktisch, machbar und vor allem hilfreich für andere ist. Dazu braucht es ein feines Empfinden für Demokratisierbarkeit. Faktizität ist: Jemand will einen astrologischen Rat von dir. Nicht-Faktisch ist: Du willst ihm dann unbedingt erklären, wer und was er "wirklich" darstellt, in seiner Tiefe. Manche Menschen wollen das nicht wissen. Kein Fehler. Faktizität ist auch: Jemand hat Probleme in der Beziehung und braucht deine Hilfe. Nicht-Faktizität wäre: Du "hilfst" ihm, indem du ihm bei-biegst, dass dies "nicht wirklich" eine Beziehung ist. In dem Fall heißt Faktizität nicht mehr als: Du hast ein Ego (und vermutlich ein dominantes erstes Haus). Wie so viele von uns. Nicht weiter schlimm. Wir sind ja Astrologen und wissen uns zu helfen. Schlimm sind nur die ewigen Vorstellungen.

Vielleicht war mal wieder dein starker Pluto im Spiel, den du, der Astrologe Ptolemäus, der den Skorpion-Herrn leider noch gar nicht kennt, jetzt zum Einsatz bringen möchte. Weil er in all seinem Unwissen unter der Knute des  Kontroll-Wahns steht und nicht anders mit seinen Schwäche-Ängsten umgehen kann. Mehr ist es gar nicht. Nie. Kein Beinbruch. Der Wind des Karma weht weiter. Welten werden geboren und vergehen. Wir irren uns. Wir kämpfen. Das ist auch schon das ganze Geheimnis. Wir sind nicht besonders, weil wir ahnen. Und manchmal sogar wissen. Besonders sind wir dennoch. Als Menschen. Es wäre angemessen, all diese Abwege des Astrologen-Lebens ab und zu im Auge zu behalten. Mit scharfem, freundlichen Blick. Mit Mitgefühl, nicht nur für unsere Klienten. Auch für uns. Denn Astrologie funktioniert. Wenn sie nicht funktioniert, liegt es am Astrologen. 

Und das ist mein ganz persönliches Credo.